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Internationale Fachtagung für Futtervorlagetechnik
St. Pölten, 15. April 2013
Veranstaltet vom Internationalen Kompetenzzentrum für Rinderzucht und Milchviehhaltung (IK-Pyhra) gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Landwirtschaftlichen Fachschule Pyhra. Zur Einführung in das Thema gab DI Alfred Pöllinger vom Lehr- und Forschungszentrum in Raumberg-Gumpenstein einen Einblick in die Problematik der Fütterungstechnik im Rinderstall.
Milchviehhaltung ist ein arbeitsintensiver Betriebszweig bei dem 68% der Arbeitszeit der Hof- und Innenwirtschaft zuzurechnen ist. 40 bis 45% der Vollkosten in der Milchproduktion fallen auf die Futterkosten. Pro Kuh und Jahr gilt es 15 t Gras- und Maissilage heranzuschaffen. Wesentlich für die Wahl der geeigneten Maschinen und Geräte ist unter anderem die Anzahl der Tiere, bauliche Gegebenheiten und die Entfernung zwischen Silo und Stall bzw. allfällige Wegstrecken zwischen den Betrieben. Ziele der Mechanisierung sind die Entlastung der Arbeitskraft und die physiologisch richtige Füllung des Pansens.
Der Flachsilo dominiert, weswegen die Entnahme- und Verteiltechnik für diese Bauform im Fokus der Veranstaltung stand.
Gezeigt wurden bei der Vorführung daher Silozangen und –schaufeln über Blockschneider bis zu Mischwagen mit Fremd- und Eigenbefüllung.
Die Anschnittwände im Fahrsilo sollen möglichst glatt sein, bei einem Vorschub von 1,5 bis 2,0 m pro Woche, mit möglichst wenig Nacharbeiten am Silorand und Boden. Das Transportvolumen der Geräte muss auf die Betriebsgröße und die Entfernung zum Futterlager bzw. Stall abgestimmt sein. Optimal ist die Entnahme und Verteilung in einem Durchgang.
Der bekannte Siloblockschneider liefert einen stabilen, lagerfähigen Block und entnimmt sauber bis zum Rand. Alternativ gibt es die Doppelmesser/U-Schneider für kleinere Traktoren, die ohne Auflockerung die Silage entnehmen. Nachteilig sind der höhere Wartungsaufwand (Messerschärfen) und der langsame Schnitt. Diese Technik ist bis zu 30 Rinder arbeitswirtschaftlich sinnvoll. Stark verdichtetem Futter kommt man mit Siloschneidzangen bei.
Diese robusten und preiswerten Werkzeuge haben kurze Schnittzeiten. Sie lockern die Miete stärker auf und benötigen einen starken Traktor. Das Transportvolumen mit 0,5 bis 1,0 m³ ist gering, sie eignen sich aber sehr gut für das Befüllen von Mischwagen. Reißzangen und –schaufeln sind zwar einfache und robuste Geräte vor allem für das Befüllen, lockern die An-schnittfläche aber sehr stark auf.
Für kleine Bestände und kurze Silo-Stall-Entfernungen gibt es Frässchaufeln für die tägliche Entnahme und Vorlage. Alternativ gibt es Behälterfräsen, die sich auch zum Zerkleinern von Rundballen eignen. Der Behälter mit Silokamm und Verteileinrichtung hat kurze Entnahme-zeiten und eignet sich für alle Futterarten.
Kostengünstigste Variante für 30 bis 60 Kühe, so Pöllinger, sind der Blockschneider mit an-gebautem Verteiler sowie die Entnahme und Verteilung mit Reißkamm. Für die Qualität der Arbeit ist zu 70% der Bediener verantwortlich und nicht die Maschinenausstattung.
Von Firmenvertretern vorgestellt wurden auch automatische Fütterungssysteme, bei denen Arbeitserleichterung und Zeitersparnis wesentliche Argumente für die Einführung sind.
Obwohl sich die Vorteile erst in großen Betrieben auswirken, werden sie auch für kleinere Tierbestände unter 50 Tieren eingesetzt, da das tägliche Hinausfahren vermieden wird. Eine Futterzwischenlagerung von 2 – 3 Tagen ist möglich. Dagegen steht der hohe Investitions-bedarf von 100.000 bis 200.000 Euro.
In der praktischen Demonstration wurden Geräte von der Siloentnahme bis zum Futteran-schieben gezeigt. Die Vorführung wurde kommentiert von DI Heinz-Günter Gerighausen, einem angesehenen Fütterungsberater von der Landwirtschaftskammer Nordrheinwestfalen. Er betont, dass die Kuh im Vordergrund steht und nicht die Technik. Er ist der Ansicht, dass Betriebsgröße nicht alles ist. Der Mensch soll nicht auf der Strecke bleiben, er lebt in Symbi-ose mit dem Tier. Die Kuh konnte früher auf der Weide jederzeit Futter aufnehmen. Es stellt sich die Frage, wie man mit der Technik die natürliche, mehrmalige Aufnahme pro Tag nachahmt. Es muss nicht immer die große Technik sein um das Ziel zu erreichen.
Für Rinderbestände mit einem hohen Leistungsniveau, Betriebe mit vielfältigen Futterkom-ponenten und größeren Tierbeständen ist der Futtermischwagen die Basis für eine ernährungsphysiologisch gute Fütterung geworden. Typische Merkmale sind gute Auflöseleistung, schonende und genaue Mischung sowie günstige Arbeits- und Maschinenkosten. Ein zügiges Abfräsen vor allem bei Grassilage führt zu einer homogenen Mischung auch unter-schiedlicher Strukturen. Insbesondere bei der Fremdbefüllung sollen die Portionen nicht zu groß sein um das System nicht zu überfordern. Vertikalmischer, so Gerighausen, dominieren den Markt und entwickeln sich zum Allroundsystem. Zweckmäßig sollten sie mit einem Austragband versehen sein, um einen breiten Futterschwad abzulegen. Das vermeidet Durch-wühlen des Futters und eine unkontrollierte Nacherwärmung besonders im Sommer. Neben den Einschneckenmischern sind für Behälter ab 12 m³ die Zweischneckenmischer im Kommen. Die Fremdbefüllung ist beim Zeitaufwand im Vorteil gegenüber der Selbstbefüllung. Zur Befüllung mit grobstrukturierten wie mehligem Gut eignen sind Schneid- und Greifzangen an Front-, Rad- oder Teleskopladern.
Zum Abschluss wurden handgeführte und automatische Geräte für das Futternachschieben präsentiert.
DI Michael Deimel, Tel: +43 5 0259 25303, michael.deimel@lk-noe.at